Mittwoch, 20. Juni 2018

| Rezension | Der Himmel in deinen Worten


Fakten

 
Originaltitel: Letters to the Lost
Originalsprache: Englisch 
Autor: Brigid Kemmerer
Erscheinungsdatum: 2017
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 348 Seiten



englisches Cover
deutsches Cover


Inhalt


Immer hat Juliet Briefe an ihre Mutter geschrieben – selbst nach deren Tod vor Monaten hinterlässt sie ihr Nachrichten am Grab. Eines Tages findet sie eine Antwort: von einem Jungen, der genauso verzweifelt ist wie sie. Spontan schreibt sie zurück, und der Gedankenaustausch wird ihr zunehmend wichtiger. Doch dann erfährt Juliet, wem sie ihre tiefsten Gefühle offenbart hat. Sie kann nicht fassen, dass die Worte, die sie so berührt haben, von einem Loser wie Declan stammen. Oder ist seine raue Fassade nur ein Schutz, hinter dem sich eine verletzliche Seele verbirgt?

Meine Meinung


Der Himmel in deinen Worten“ ist endlich mal wieder ein Jugendbuch, welches ich wirklich mochte. Obwohl die Protagonisten eine ordentliche emotionale Last mit sich herumschleppen, wirkt es nicht so, als würden sie vollkommen in ihrer Trauer und ihren Problemen versinken. Sie sind dennoch Charaktere die aktiv handeln und es irgendwie versuchen.

Dabei hat mit der Protagonist Declan um einiges besser gefallen als sein weibliches Gegenstück Juliet. Ich konnte seiner Ausgangssituation und der folgenden Problematik deutlich mehr abgewinnen. Ebenso konnte mich die gesamte Dynamik rund um den männlichen Protagonisten mehr mitreißen. Das heißt nicht, dass ich Juliet als Charakter schlecht fand, nur irgendwie konnte ich mich mit ihr nicht so gut identifizieren.

Jedes Kapitel wird mit einem schriftlichen Austausch zwischen Juliet und Declan eingeläutet, welcher auch die Rahmenhandlung bestimmt. Auch, wenn die Problematik zum Ende hin arg in die Länge gezogen wirkt, so fand ich die Ausgangssituation wirklich gut. Die Protagonisten sind sehr ehrlich in diesen schriftlichen Gesprächen miteinander; im echten Leben hingegen reden sie oft aneinander vorbei, was zwar für den nötigen Spannungsbogen sorgt, zum Ende hin jedoch ein bisschen nervig wird. Weil es irgendwann einfach nicht mehr nachvollziehbar ist.

Das mag auch daran gelegen haben, dass mir Protagonistin Juliet irgendwann leicht auf die Nerven ging. Sie hat den überraschenden Unfalltod ihrer Mutter zu verkraften, was, selbstverständlich, grausam und hart ist. Und so sehr ich auch mit ihr mitfühlen konnte, irgendwann ging sie mir mit der völlig Realitätsfremden Verehrung ihrer Mutter ein bisschen auf die Nerven. Glücklicherweise, bemerkt sie das dann auch selbst. Auch, wenn ich den Kunstgriff, der dazu führte, nicht unbedingt gebraucht hätte. Wenn sie es im Heilungsprozess selbst gemerkt hätte, dass sie ihre Mutter auf ein Podest hebt, hätte das viel mehr Wirkung gehabt, als diese Situation, die sie nochmal völlig aus der Bahn geworfen hat.

Hingegen Declan mit seiner gesamten Familiensituation konnte mich viel mehr packen; es ist vielleicht nicht die Tragik eines frischen Verlustes, doch deswegen nicht weniger schwer für ihn. Brigid Kemmerer hat es, meiner Ansicht nach, sehr gut rübergebracht, wie verloren und einsam der Junge sich fühlt. Sich als Fremder in seinem eigenem Zuhause fühlt, abgestoßen von der Mutter und dem Stiefvater. Nur seine Freundschaft zu seinem besten Freund Rev hält ihn aufrecht; eine wirklich gut ausgearbeitete Freundschaft, nebenbei bemerkt. Ich hätte gerne mehr von den Beiden im Duo gelesen. Auch der regelmäßige Austausch mit Juliet gibt ihm Halt. Während sich sein Familienleben langsam und in realistischen Ausmaßen langsam wieder einrenkt bzw. eine Besserung in Sicht ist. Ich weiß nicht, wie es anderen geht. Doch, die Szene in der er sich bei seiner Mutter entschuldigt, für das was er damals nicht getan hat, die fand ich unglaublich berührend.

Das ganze Klimbim um die beiden Protagonisten herum und wie sie sich im echten Leben annähern ist viel mehr ein netter Bonus, als der eigentliche Hauptbestandteil des Buches. Ja, es nimmt viel Raum ein und Declan und Juliet denken auch gerne, lang und ausführlich, über den jeweils anderen nach. Doch, für mich wirkte es eher wie ein netter Bonus, da die individuellen Probleme in den Vordergrund gerückt wurden und das hat der Geschichte auch gutgetan. So hebt sich „Der Himmel in deinen Worten“ ein bisschen von der Masse ab; und ich muss nicht mit den Augen rollen, weil nur rumgeschwärmt wird.

Fazit


Der Himmel in deinen Worten“ ist ein gutes Jugendbuch, welches ernste Themen würdig behandelt. Die Protagonisten gehen jedoch nicht in ihrem Schmerz unter, sondern versuchen aktiv dagegen zu wirken, auch wenn sie dafür anfangs noch einige Schubser benötigen. Vor allem Declan (und seine Freundschaft zu Rev) haben mir außerordentlich gut gefallen. Eine klare Leseempfehlung.

 4/5 Sternen


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