Sonntag, 3. Juni 2018

| Rezension | Dear Martin


Fakten

 
Originaltitel: Dear Martin
Originalsprache: Englisch 
Autor: Nic Stone
Erscheinungsdatum: 2017
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 252 Seiten

englisches Cover
deutsches Cover

 
 

 

Inhalt

Justyce McAllister ist einer der Besten seiner Klasse, Captain des Debattierclubs und Anwärter auf einen Studienplatz in Yale – doch all das interessiert den Polizisten, der Justyce die Handschellen umlegt, nur wenig. Der Grund für seine Verhaftung: Justyce ist schwarz. Und er lebt in den USA im Jahr 2017.
Mit Briefen an sein großes Vorbild Martin Luther King Jr. versucht Justyce, dem alltäglichen Rassismus etwas entgegenzusetzen. Und dann ist da noch Sarah-Jane, seine kluge, schöne — und weiße – Debattierpartnerin. Als jedoch sein bester Freund Manny erschossen wird, scheint es, als ob selbst Martin Luther King Jr. keine Antwort mehr für Justyce bereithält.


Meine Meinung

Dear Martin“ hat mir von Anfang an gefallen. Justyce möchte dafür sorgen, dass seine (Ex)freundin trotz ordentlichem Alkoholpegel gesund nach Hause kommt und wird bei diesem Unterfangen von einem Polizisten grob verhaftet. Diese Situation als Anfang hat bei mir schon gereicht, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Und dieses Gefühl hat sich auch durch die gesamte Geschichte gezogen.

Die Abwechslung der Erzählweise hat mir außerordentlich gut gefallen; mal ist es ein flüssiger Text, dann sind nur Gespräche abgedruckt und schließlich gibt es noch einige Erzählungen in Briefform. Dieses Hin – und herspringen hat für Abwechslung gesorgt und vielleicht hat die Autorin sich damit auch davor bewahrt, sich etwas zu sehr in Nebensächlichkeiten zu verlieren. „Dear Martin“ ist kein dickes Buch, doch das muss es auch nicht sein, um seine Wirkung zu erzielen und das wirklich Wichtige anzusprechen.

Der Protagonist Justyce hat mir gut gefallen; er ist ein eher passiver Mensch, der allerdings aktiv werden möchte. Hin und wieder kam er nicht aus dem Tee und hat alles geschehen lassen, doch zum Ende hin, legt sich das. Ebenso im Zusammenspiel mit seinem besten Freund Manny hat er mir gut gefallen. Die Charaktere haben sich gut ergänzt, umso krasser empfand ich dann die Wende im Mittelteil, dich ich so wirklich nicht kommen sah und die mich regelrecht schockiert hat.

Daraufhin schlägt die Geschichte dann eine etwas andere Richtung ein, die das eigentliche Thema aber nicht in den Hintergrund drängt. Es wird ein wenig emotionaler, auch wenn da durchaus mehr hätte kommen können. Für die Art von Ereignis hat mich das ganze eigentlich ziemlich kalt gelassen. Das heißt nicht, dass die Autorin mit dieser Entscheidung schlecht umgegangen ist, es hat mich nur einfach nicht wirklich berührt.

Der anschließende Gerichtsprozess hat mich dann richtig aggressiv gemacht. Die Art und Weise wie in den USA mit solchen Themen (auch vor Gericht) umgegangen wird, treibt mir die Galle hoch. Ja, es läuft tatsächlich oft so ab, aber für meinen Blutdruck ist das gar nicht gut. Dieses elende Victim Shaming bringt mich nur zur Weißglut. Dafür kann die Autorin allerdings nichts; sie hat es sogar sehr gut in Szene gesetzt.

Das Ende kam dann ein bisschen plötzlich und irgendwie wusste ich nicht, wie ich das einordnen sollte. Ein bisschen wirkte es so, als würde Nic Stone das Thema schnell abhaken wollen, vielleicht auch, weil dieser Handlungsstrang langsam auf eine Sackgasse zusteuerte. Das letzte Kapitel hingegen hat mir dann wieder ein Lächeln entlockt.

Fazit


Dear Martin“ ist ein kurzes, aber dafür umso besseres Buch. Die verschiedenen Erzählweisen und tun der Problematik der Geschichte gut. Die Charaktere agieren logisch, wenn auch manchmal überstürzt. Dies funktioniert aber innerhalb der Altersgruppe in der sich die Protagonisten nun mal befinden. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, dass das Buch mir so gut gefallen würde und war positiv überrascht. Ich werde die Autorin definitiv im Auge behalten!

4,5/5 Sternen

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