Montag, 27. August 2018

| Rezension | Schmerzflimmer Vol. 1+2



Fakten

 
Originaltitel: -
Originalsprache: Deutsch
Autor: Marc Kemper
Erscheinungsdatum: 2018
Buchreihe: Sammelband; Teil 1 und 2
Seitenanzahl: 324 Seiten

Cover

 Inhalt


Wenn Gregor eine andere Person berührt, wohnt er ihrem Ableben in einer verstörend realistischen Zukunftsvision bei - ohne die Möglichkeit, etwas an ihrem Ausgang zu ändern. Während die vermeintliche Gabe in seinem Job als Rettungssanitäter noch von morbider Nützlichkeit sein mag, lässt sie Gregor selbst verbittert und teilnahmslos durchs Leben trotten. Noch denkt er nicht daran, dem Geheimnis seiner Fähigkeit auf den Grund zu gehen. Noch ahnt er nicht, welch weite Kreise ihr Ursprung zieht. Erst die verblüffende Begegnung mit Elise, die ihm einen Ausblick auf ihren Tod verwehrt, setzt Gregors prägende Suche nach Antworten endlich in Gang ... 

Meine Meinung


Ich möchte eines vorwegnehmen: ich bin kein besonders fröhlicher Mensch. Selbst an meinen besten Tagen kann ich mich nicht dazu aufraffen beim Kacken Piratenlieder zu singen.
Jetzt könnte ich über meine schwierige psychische Erkrankung reden oder die Dinge, die ich gesehen und erlebt habe, die ich gerne nicht gesehen oder erlebt hätte. Das wäre aber nur zum Teil wahr. Ich bin einfach so. Da muss ich mir kein Trauma an die Backe dichten. Außerdem arbeite ich im Einzelhandel, da kann man nur anfangen Menschen zu hassen.

Und genau deswegen finde ich den Erzählton von „Schmerzflimmern“ so unglaublich erfrischend und toll. Schon seit langer Zeit geht mir die erzwungene Fröhlichkeit in vielen Büchern auf die Nerven. Oder das komplette Gegenteil passiert; Problemchen, die durch eine vernünftige Konversation behoben wäre, werden zu einer Katastrophe aufgebauscht. Ja, danke, ohne mich. So viel dazu wieso mir eine Sache an diesem Buch so gut gefällt.
Jetzt geht es aber wirklich mit der Rezension los.

Die gesamte Idee, auf der „Schmerzflimmern“ aufbaut, ist kreativ und ein interessanter Blickwinkel. Wie Protagonist Gregor den unterschiedlichsten Todesfällen beiwohnt, alles immer geschmückt, mit einer ordentlichen Portion Situationskomik hat mir von Anfang an gefallen. Seine anfängliche Apathie gegenüber dieser Tatsache hat zwar den ein oder anderen Lacher auf der Seite, jedoch bin ich froh, dass sich dies im Lauf der Geschichte weiterentwickelt wird und er sich aktiver dafür entscheidet einzugreifen.

Der Erzählton! Ich liebe ihn. So ungefähr würde es auch aussehen, wenn ich ein Buch schreiben würde. Dieser beißende Sarkasmus, der schwarze Humor, das ist einfach genau mein Ding. Wobei das auch nicht immer der Fall ist. In vielen Fällen ist es einfach ehrlich, ungeschmückt. Und genau das weiß ich zu schätzen und wenn die harsche Wahrheit dann noch durch eine amüsante Wortwahl ausgeschmückt wird, dann kann ich sehr gut damit leben. Da fühle ich mich gleich wohl.

Der gesamte Handlungsverlauf geht relativ schnell vonstatten. Ab und zu muss man schon aufpassen, dass man den Faden nicht verliert. Vor allem der zweite Teil schreitet sehr schnell in der Handlung voran. Es ist zwar spannend, doch irgendwo fehlt mir da noch was. Ich kann das nicht genau benennen, was genau mir fehlt, vielleicht ist es wirklich nur die Tatsache, dass alles Schlag auf Schlag passiert und es dadurch schnell gehetzt wirkt. Dass die Ereignisse nicht spurlos an den Charakteren vorbeigehen begrüße ich sehr; nichts ist unrealistischer als Traumata die wie ein Schnupfen weggesteckt werden.

Ich mag „Schmerzflimmern“ einfach. Es ist für mich irgendwie ein Wohlfühlbuch – was das über meine geistige Gesundheit aussagt, sei jetzt mal dahin gestellt. Es gibt auch eine zarte Liebesgeschichte, die glücklicherweise nur am Rande eine konstante Entwicklung durchmacht. Wenn sie mehr im Fokus stehen würde, würde sich das negativ auf die rasante Handlung auswirken und diese abbremsen. Und so wie sie in der Geschichte ist, ist sie auch vollkommen in Ordnung. Ich könnte auch ohne sie leben, zumal mir der weibliche Gegenpart nicht so ganz zusagt, aber es stört jetzt nicht,

Der zweite Teil hat mehr Fragen aufgeworfen, als das er welche beantwortet hätte. Was nichts Schlechtes sein muss. Einige Fragen wurden jedoch beantwortet und ich hab natürlich meine ganz eigene Theorie in meinem müden Hirn gesponnen und bin gespannt in, wie vielen Punkten ich recht habe.

Ich kann „Schmerzflimmern“ wirklich jedem empfehlen, der ebenso wie ich, gelangweilt von der Fülle an kitschigen Liebesromanen und schlechten Pornobüchern ist. Es ist kreativ, spannend und wenn man fließend sarkastisch spricht, in einem herrlichen Schreibstil verfasst. Gespickt ist der ganze Spaß dann noch mit einer echt guten Playlist, wenn man sich die Mühe macht und (fast) alle benannten Lieder mal aufschreibt.

 

Fazit


Randinformation: Der zweite Teil von „Schmerzflimmern“ ist das erste Buch, seit einer verdammt langen Zeit gewesen, was ich mir komplett am Stück hinter geballert habe und mich dann aufgeregt habe, dass es schon vorbei ist!

 
4/5 Sternen

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