Neben der
Literatur habe ich eine zweite große Liebe. Und diese Liebe trägt
den Namen Musik. Wie bei Büchern, bin ich bei der Musik relativ
offen. Es gibt durchaus Musikrichtungen mit denen ich absolut nichts
anfangen kann (Electro, Schlager, Techno), doch sonst höre ich
eigentlich alles. Ich gehöre zu der Minderheit die zum Beispiel die
Musik der Fernsehserie „Glee“ mag.
Meine
bevorzugte Musik ist eindeutig die Rockmusik. Ich weiß nicht, ob so
was von klein auf in einem ist. Als ich ein Kind war schallte durch
unsere Wohnung dauernd Janis Joplin, AC/DC, Nirvana, The Rolling
Stones, The Beatles, Elvis Presley, Metallica und viele weitere. Auch
wenn ich nicht alle dieser Künstler mag, so ist die Richtung der
Musik doch geblieben.
Wenn ich
heute, mit zwanzig Jahren, bei meinem Vater zum Essen bin, dann
sitzen wir manchmal vor seinem Computer und zeigen uns gegenseitig
Lieder. Während ich ihn mit Volbeat, Shinedown, Linkin Park, All
Time Low, Fall Out Boy, Icon for Hire und Three Days Grace ärgere,
nervt mein Vater mich mit den Böhsen Onkelz, den Toten Hosen, The
Who. Es gibt manche Lieder bei denen er mich ansieht als hätte ich
den Verstand verloren. Aber Vieles gefällt mir, auch wenn er immer
sagt das ich „Highschool Rock“ höre. Bitteschön, dann ist das
eben so.
Versteht
mich nicht falsch, wenn ich zum Beispiel in einem Club bin, dann geh
ich auch zu den ohrenbetäubenden, beschissenen Remixen ab, die
heutzutage so gespielt werden. Wenn im Radio der neueste Hit von Katy
Perry gespielt wird, singe ich laut mit. Wenn ich mit meinen Mädels
unterwegs bin, singe ich lauthals „Wanna Be“ von den Spice Girls
mit. Und ja, Asche auf mein Haupt, ich kann auch bei „Atemlos“,
„Das rote Pferd“ oder „Cowboy und Indianer“ mit schmettern.
Das ich nicht einen einzigen Ton treffen, geschweige denn halten
kann, lassen wir jetzt mal außen vor :)
Aber,
Rockmusik, ganz gleich welches Subgenre, kommt mit einer gewissen
Lebenseinstellung daher. Es ist eine Art das Leben zu sehen und zu
genießen. Wart ihr jemals auf einem Rockkonzert? Die Stimmung ist
unglaublich. Tausende von Menschen die das selbe Lied schmettern, die
Köpfe wild hin und her werfen und sich fallen lassen. Vergessen.
Leben! Man steht eingequetscht zwischen den anderen Musikliebhabern,
hat die Arme in die Höhe gestreckt, versucht sich zu bewegen (gar
nicht so leicht in der Menschenmasse), singt lauthals mit und alle um
einen herum machen dasselbe. Du stehst da, hüpfst wie eine Bekloppte
auf und ab, während der Sound der E-Gitarre dir durch den Körper
fährt, dein Herz im selben Beat wie das Schlagzeug schlägt und der
Leadsänger ins Mikrofon brüllt als gäbe es kein Morgen.
Ich werde
niemals mein aller erstes Konzert vergessen. Das ist, ehrlich gesagt,
noch gar nicht so lange her. Ich konnte mich erst mit zwanzig Jahren
(November 2014) dazu überwinden mich in solch eine Menschenmasse zu
stürzen. Es war das Konzert in Berlin von „Hollywood Undead“.
Ich kannte ein einziges Lied der Band. Ich hatte einer Freundin zum
Geburtstag eine Karte für das Konzert geschenkt (ihre Lieblingsband)
und mir kurzentschlossen auch eine gekauft. Wir standen also in der
schwitzenden Menge. Trotz Rauchverbots qualmten alle um uns herum,
schwitzten und drängelten. Wir standen in der Mitte der
Menschenmenge, obwohl wir viel zu früh losgegangen sind (hört
niemals drauf wenn jemand euch sagt, er kennt den Weg).
Nach
endloser Zeit kam die Vorband. Icon for Hire. Damals mir völlig
unbekannt, inzwischen eine meiner Lieblingsbands. Der erste Track
„Cynics & Critics“ zählt zu meinen persönlichen Favoriten.
Ich fand Icon for Hire echt gut, und die Menge auch. Viele schienen
die Band zu kennen, zumindest das Lied „Make a Move“. Grölten
auf jeden Fall alle mit.
Nach zehn
Minuten Pause kam dann „Hollywood Undead“ auf die Bühne. Mit
einem sympathischen „Put your fucking hands up“ gings los. Es
wurde getanzt, gehüpft, gebrüllt.
Ich vergaß
alle meine Probleme, hatte zum ersten Mal seit über zwei Jahren
keine Panikattacke in so einer Menschenmenge und tanzte, klatschte,
schrie und mir war es scheißegal dass ich die Lieder alle nicht
kannte oder ob mich jemand komisch von der Seite anguckte. Es ging
nicht darum ob ich mit schreien konnte, es ging darum was die Musik
mit mir machte. Und so kitschig es auch klingen mag: an diesem Abend
veränderte sich etwas in mir. Auch wenn ich vorher schon Musik
gemocht hatte, an diesem Abend verliebte ich mich in die Musik. Oder
besser gesagt: ich verliebte mich in das was die Musik mit einer
Menschenmasse anstellen konnte. Egal ob es 150 Fans sind oder 150 000
Fans, in dieser Zeit gibt es (meistens) keine Probleme. Alle stehen
zusammen, sehen und wollen dasselbe, empfinden vielleicht völlig
andere Dinge, singen aus völlig unterschiedlichen Gründen diesen
Song aus voller Seele mit. Doch sie tun alle dasselbe. Sie singen!
Ich war so
geflasht von diesem Erlebnis, das ich zu einem richtigen
Konzertjunkie werde. Ich gebe viel zu viel Geld für Konzertkarten
aus. Und wenn eine Konzertkarte mal relativ günstig ist gebe ich ein
kleines Vermögen aus um hinzufahren. So kam es, dass ich am
12.03.2015 von Berlin nach Hamburg tingelte um All Time Low live zu
sehen. Mit diesem Abend hatte ich mir einen kleinen Traum
verwirklicht. Auch wenn ich bei Hollywood Undead schon begeistert
war, so ist es doch ein Unterschied, ob man ein Lied kennt oder alle
Lieder mit schmettern kann. Es ist ein Unterschied ob man die Musik
vom Klang her mag und deswegen abgeht wie Schmitz Katze oder ob man
diese Musik bereits seit mehreren Jahren raus und runter hört und
sie einem etwas Bedeutet.
So viel zu
einer kleinen Einführung. Jedenfalls, wird diese „Rubrik“ hin
und wieder mal auftauchen, wenn ich das Gefühl habe etwas über eine
Band, einen Künstler loszuwerden. Da ich jemand bin, der sehr viel
auch vom Songtext abhängig macht, stellt euch auf einen Haufen
Zitate und Liedzeilen ein. Wenn es vom Erzählen und erinnern her
hinhaut wird es auch ab und zu mal eine „Konzertedition“ geben.
Ich gehe jetzt nicht wahnsinnig oft zu Konzerten, aber es sind doch
relativ einschneidende Abende für mich. Damit kündige ich übrigens
für morgen eine Konzertedition an. Denn jetzt muss ich mich fertig
machen, AC/DC wartet nicht auf mich :)
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