Wie so oft habe ich vor meinen spontanen Konzertkarteneinkäufen so gut
wie gar nichts von der Band gehört oder gewusst dass diese existieren.
Bei „Escape the Fate“ klingelte ganz leise irgendwo in meinem Kopf etwas, aber von „Like a Storm“, „Fearless Vampire Killers“ und „New Years Day“ hatte ich noch nie was gehört. Jedenfalls nicht bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich in die Theaterkasse meines Vertrauens stürmte und zwei Karten kaufte.
Ich habe mir zwar einige Lieder der Bands heruntergeladen, aber bis auf „One For the Money“ von „Escape the Fate“ und „Break Free“ von „Like A Storm“ ist irgendwie nicht viel hängengeblieben. Das hielt Sunni und mich aber nicht davon ab an dem Konzert teilzunehmen.
Wir trafen uns vor dem Club „Bi-Nuu“ am U-Bhf Schlesisches Tor. Ich war letztes Jahr schonmal zum „Before You Exit“ -Konzert da gewesen und wusste deshalb, dass der Club verdammt gut versteckt ist. Wir hätten ihn aber auch nicht übersehen können, da sich schon eine kleine Menschenansammlung zusammengefunden hatte, die alle einen doch recht außergewöhnlichen Kleidungsstil hatten.
Wir stellten uns an und quatschten über einige Dinge. Als wir dann hereingelassen wurden, hat der Türsteher mich auch noch schön angezickt, weil ihm meine Tasche bei der Kontrolle zu voll war. „Wat hast du da allet drinne?“ pflaumte der mürrische Türsteher. „Nennt sich Schulsachen.“ antwortete der genervte Azubi. „Wie jetzt? Ist Abends. Weißt du?“ sagte er verwundert. „Ist ja auch für morgen früh.“ antwortete ich, schnappte mir meine Tasche und ging zu dem um einiges freundlicheren Kartenkontrolleur.
Als wir diese Kontrolle auch hinter uns ließen, stellten wir uns in der Schlange für die Garderobe an. Aus dem Club war „Bring me the Horizon“ zu hören. Wenigstens schonmal gute Musik vom Band, während man wartet. Wir sangen auch sofort lauthals mit und sprachen darüber, wir sehr wir uns freuen diese Band bei Rock am Ring dann live zu erleben. Vor uns stand ein etwas älteres Paar, das sich umdrehte und sagte: „Na dann, Mädels, wir sehen uns bei Rock am Ring.“
Wir drängelten uns in den Clubraum. Es war so richtig heiß. Diesmal konnten wir uns leider keinen Platz in der ersten Reihe ergattern, aber die zweite beziehungsweise dritte Reihe hat auch vollkommen gereicht. Während wir darauf warteten, dass die erste Band die Bühne betrat, tanzten und sangen wir zu den Liedern von „Bring me the Horizon“ die in voller Lautstärke gespielt wurden. Die Leute guckten zwar komisch, aber das war uns egal. Wir hüpften herum und schrien lauthals die Songtexte mit.
Schließlich betrat die erste Band des Abends die Bühne. „Like a Storm“ legte auch gleich los, machte ordentlich Krach und obwohl die Menge noch etwas verhalten war tanzten einige. Wir tanzten, klatschten, hüpften und brüllten. Es war egal, dass wir die Songs eigentlich nicht wirklich kannten. Ich schloss die Augen, stand einige Sekunden still, spürte den Rhythmus und legte los. Tanzte als wäre es das Einzige was ich jemals in meinem Leben gemacht hätte. Ich ließ mich von der Musik treiben, wirbelte im Kreis, brüllte mir die Seele aus dem Leib. Vergaß alles um mich herum, blendete meine Probleme und Sorgen aus, die Müdigkeit war wie weggeblasen. Einige Lieder kamen mir von der Melodie her bekannt vor, was mich zu noch mehr Euphorie verleitete.
Am Ende des Auftrittes spielte die Band das Lied „Break Free“, das einzige Lied der Band das ich kannte. Die Menge war still, alle Blicke waren auf die Bühne gerichtet, die Instrumente erklangen, wir wiegten uns im Takt, hoben die Arme und bewegte sie synchron. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Musik umhüllen, hörte dem Songtext zu, fühlte den Songtext.
Ich habe mir zwar einige Lieder der Bands heruntergeladen, aber bis auf „One For the Money“ von „Escape the Fate“ und „Break Free“ von „Like A Storm“ ist irgendwie nicht viel hängengeblieben. Das hielt Sunni und mich aber nicht davon ab an dem Konzert teilzunehmen.
Wir trafen uns vor dem Club „Bi-Nuu“ am U-Bhf Schlesisches Tor. Ich war letztes Jahr schonmal zum „Before You Exit“ -Konzert da gewesen und wusste deshalb, dass der Club verdammt gut versteckt ist. Wir hätten ihn aber auch nicht übersehen können, da sich schon eine kleine Menschenansammlung zusammengefunden hatte, die alle einen doch recht außergewöhnlichen Kleidungsstil hatten.
Wir stellten uns an und quatschten über einige Dinge. Als wir dann hereingelassen wurden, hat der Türsteher mich auch noch schön angezickt, weil ihm meine Tasche bei der Kontrolle zu voll war. „Wat hast du da allet drinne?“ pflaumte der mürrische Türsteher. „Nennt sich Schulsachen.“ antwortete der genervte Azubi. „Wie jetzt? Ist Abends. Weißt du?“ sagte er verwundert. „Ist ja auch für morgen früh.“ antwortete ich, schnappte mir meine Tasche und ging zu dem um einiges freundlicheren Kartenkontrolleur.
Als wir diese Kontrolle auch hinter uns ließen, stellten wir uns in der Schlange für die Garderobe an. Aus dem Club war „Bring me the Horizon“ zu hören. Wenigstens schonmal gute Musik vom Band, während man wartet. Wir sangen auch sofort lauthals mit und sprachen darüber, wir sehr wir uns freuen diese Band bei Rock am Ring dann live zu erleben. Vor uns stand ein etwas älteres Paar, das sich umdrehte und sagte: „Na dann, Mädels, wir sehen uns bei Rock am Ring.“
Wir drängelten uns in den Clubraum. Es war so richtig heiß. Diesmal konnten wir uns leider keinen Platz in der ersten Reihe ergattern, aber die zweite beziehungsweise dritte Reihe hat auch vollkommen gereicht. Während wir darauf warteten, dass die erste Band die Bühne betrat, tanzten und sangen wir zu den Liedern von „Bring me the Horizon“ die in voller Lautstärke gespielt wurden. Die Leute guckten zwar komisch, aber das war uns egal. Wir hüpften herum und schrien lauthals die Songtexte mit.
Schließlich betrat die erste Band des Abends die Bühne. „Like a Storm“ legte auch gleich los, machte ordentlich Krach und obwohl die Menge noch etwas verhalten war tanzten einige. Wir tanzten, klatschten, hüpften und brüllten. Es war egal, dass wir die Songs eigentlich nicht wirklich kannten. Ich schloss die Augen, stand einige Sekunden still, spürte den Rhythmus und legte los. Tanzte als wäre es das Einzige was ich jemals in meinem Leben gemacht hätte. Ich ließ mich von der Musik treiben, wirbelte im Kreis, brüllte mir die Seele aus dem Leib. Vergaß alles um mich herum, blendete meine Probleme und Sorgen aus, die Müdigkeit war wie weggeblasen. Einige Lieder kamen mir von der Melodie her bekannt vor, was mich zu noch mehr Euphorie verleitete.
Am Ende des Auftrittes spielte die Band das Lied „Break Free“, das einzige Lied der Band das ich kannte. Die Menge war still, alle Blicke waren auf die Bühne gerichtet, die Instrumente erklangen, wir wiegten uns im Takt, hoben die Arme und bewegte sie synchron. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Musik umhüllen, hörte dem Songtext zu, fühlte den Songtext.
„I've become my own demise
Paralyzed inside my mind
Arms are weak from holding up this front
No escape and no surprises
Complicated compromises
Hold me down.
When what all I really want
Break free, break free, break free
When what all I really want
Break free, break free, break free
From everything
Break free
Before it breaks me
There's got to be another way
to start again.“
Nach dem ersten Refrain öffnete ich die Augen und ließ den Tränen
freien Lauf. Ich lächelte während ich weinte. Ich weinte um meine
verlorene Zeit, um mich selbst, um die Person die ich einmal gewesen
war. Und obwohl ich eigentlich größtenteils damit abgeschlossen habe,
weinte ich um meine ehemalige beste Freundin, deren Probleme unsere
Freundschaft zerstörte und mich gleich mit in den Abgrund riss. Am Ende
des Liedes wagte ich einen Blick auf meine Begleitung. Zu meiner
Überraschung hatte auch sie geweint. Wir brachen in dieses verlegene,
hoffnungsvolle Lachen aus, das entsteht, wenn man seine Vergangenheit
betrauert, aber weiß dass die Gegenwart und vor allem die Zukunft dass
alles wert war.
Kurz darauf verließ die Band die Bühne und nach zehn oder fünfzehn Minuten Pause betrat „Fearless Vampire Killers“ die Bühne. Von denen habe ich noch nie etwas gehört gehabt und irgendwie sind sie auch die Band des Abends, die mir kaum im Gedächtnis geblieben ist. Die Musik klang ganz gut. Ich habe geklatscht und geschrien, aber irgendwie kann ich mich nicht mehr richtig an die Musik erinnern. Was mir allerdings im Gedächtnis geblieben ist: bei der zweiten Band war die Stimmung viel besser. Es machten mehr Leute mit, der Raucherraum und die Bars wurden immer leerer und die Menschen sammelten sich vor der Bühne.
Als dritte Band des Abends trat „New Years Day“ auf. Auch diese Band kannte ich nicht, doch sie haben tolle Stimmung gemacht, ins Mikrofon gebrüllt wie geistesgestörte und eine unglaubliche Energie versprüht Die Sängerin gab alles, schrie und brüllte und sang und kommunizierte mit dem Publikum, stachelte uns an, forderte uns heraus. Und der Gitarrist war anscheinend total davon begeistert dem Publikum alle fünf Sekunden seine abnormal lange Zunge zu zeigen. Der „Konzertraum“ war nun knüppeldicke voll, es gab kein Entkommen mehr. Wer auf Toilette musste, musste seinen guten Platz aufgeben und einige Ellenbogen im Gesicht riskieren.
Schließlich betrat der Hauptact die Bühne. „Escape the Fate“ löste einen Kreischanfall von einigen Mädels aus. Es wurde gedrängelt und ich musste einige Killerblicke losschicken, um nicht eingequetscht zu werden. Na ja, so schlimm war es nicht. Schließlich stand ich am Ende des Konzertes locker fünf Meter näher an der Bühne als am Anfang. Die Stimmung war unglaublich. Den ganzen Abend über hatte sich die Atmosphäre hochgeschaukelt. Mit jedem Lied brüllte man lauter, tanzte wilder und leider schwitzte man auch mehr. Ja, daran denkt man nicht so gerne. Aber, Leute, es war so dermaßen fucking heiß in diesem Schuppen. Ich glaube, das Letzte mal habe ich so geschwitzt als ich 30 kg Ware bei 35 Grad ins Lager runter tragen musste, weil der Fahrstuhl kaputt war.
Ich tanzte. Und wie ich tanzte. Tanzen ist für mich schon immer etwas Besonderes gewesen. Ich habe früher im Verein getanzt, habe es schon immer geliebt. Tanzen hat sich für mich immer wie fliegen angefühlt. Als ich es damals aufgeben musste war ich todunglücklich und habe seitdem äußerst selten wieder das Gefühl gehabt wirklich zu tanzen. Damit meine ich nicht eine einstudierte Choreographie oder wildes Arsch wackeln und Kopfschütteln in der Disko. Tanzen ist für mich inzwischen etwas Anderes, ich definiere es anders, verbinde es mit anderen Dingen. Tanzen ist für mich die Augen zu schließen, die Musik zu fühlen und sich treiben zu lassen, nicht nachzudenken. Sich automatisch im Takt zu bewegen, den Kopf hin – und herwerfen, auf und ab springen. Was auch immer sich gerade richtig anfühlt. Sich im Takt wiegen, den Kopf in den Nacken gelegt und die akustischen Eindrücke auf sich wirken lassen. Und dann öffnet man die Augen, weil es sich nach einigen Minuten wie ein Traum anfühlt und man realisiert, dass es kein Traum ist. Dass das gerade wirklich passiert. Diese Mischung aus Erschöpfung, Zufriedenheit und Adrenalin. Das sind die Momente in denen ich mich am lebendigsten fühle.
Jedenfalls, spielte „Escape the Fate“ dann relativ zum Ende hin „One For the Money“ und die Leute rasteten komplett aus. Die Arme wurden nun unkontrolliert durch die Gegend geschmissen, man kletterte auf die Schultern der anderen Leute und brüllte drauf los, übertönte die Band. Bis der Sänger brüllte: „I want to stay for another night with you guys!“ Die gesamte angestaute Energie des ganzen Abends in diesem Raum explodierte bei diesem Song. Solche Momente sind sehr schwer zu beschreiben, weil man einfach mittendrin sein muss. Sehen muss, wie die Leute voller Leidenschaft den Songtext mit brüllen und man in ihren Gesichtern erahnen kann, weshalb ihnen das Lied oder vielleicht auch die Band so viel bedeutet.
Als die Band schließlich das Lied „This War is Ours“ spielte, forderten sie das Publikum auf einen Moshpit Circle entstehen zu lassen. Sunni wollte mich in diese Richtung ziehen, aber ich wehrte ab und gestikulierte wild. Ich mache ja vieles mit. Aber ich bin nicht lebensmüde. Sie drehte sich um und rannte genau im richtigen Moment mit Vollkaracho in die Menge, die herum hüpfte und sich gegenseitig rumschubste. Ich drehte mich wieder um und tanzte weiter. Ab und zu linste ich mal rüber zu dem Moshpit Circle und erspähte einen grünen Haarschopf. Aha, sie lebt also noch! Umdrehen und weitertanzen. Die Leute rasteten beim moshen immer weiter aus und ich sah mich schon die ganze Nacht mit Sunni in der Notaufnahme sitzen, weil ihr jemand einen der Piercings aus dem Gesicht gerissen hatte. Das ist zum Glück nicht passiert. Stattdessen kam sie am Ende des Liedes wieder zurück zu unserem Platz und hielt sich die rechte Wange. „Ich hab 'ne Schulter in die Fresse bekommen.“ brüllte sie über den Lärm hinweg.
Nach einem ohrenbetäubenden Sprechgesang namens „One more Song“ aus dem dann aber zwei Zugaben wurden, drängelten wir uns zum Ausgang. Ich bekam noch ein High Five von der Verkäuferin des Merchandising Standes und dann stolperten wir in die Nacht hinaus und standen auf der Straße, völlig verschwitzt und high vom Tanzen und der Musik. Dann machten wir uns auf den Weg zu Sunnis Wohnung um halbtot ins Bett zu fallen.
Wir lagen auf dem Bett und uns fiel noch ein, dass ich mich ja von „Twenty One Pilots“ überzeugen wollte. Sunni zeigte mir das Musikvideo zu „Car Radio“. Für jeden der das Video nicht kennt: ein Typ sitzt auf dem Boden, rappt und rasiert sich die Kopfhaare ab. Da der Typ noch total jung aussieht, sagte ich: „Da will man den sofort knuddeln und richtige Muttergefühle machen sich bemerkbar.“ Sunnis Antwort darauf? „Jaja, da lacht meine Gebärmutter.“ Ich weiß nicht ob es der extremen Müdigkeit und den Kopfschmerzen geschuldet war, aber ich musste so sehr lachen, dass ich mich auf dem Bett krümmte und wie wild fluchte, weil ich solche Bauchschmerzen hatte.
Das war ein guter Abschluss für diesen intensiven Abend, der mal wieder an einem Tag war, der einem Schultag vorausging. Heißt, ich habe das zweite Semester des ersten Ausbildungsjahres gleich mit mordsmäßigen Nackenschmerzen und Augenringen begonnen.
Kurz darauf verließ die Band die Bühne und nach zehn oder fünfzehn Minuten Pause betrat „Fearless Vampire Killers“ die Bühne. Von denen habe ich noch nie etwas gehört gehabt und irgendwie sind sie auch die Band des Abends, die mir kaum im Gedächtnis geblieben ist. Die Musik klang ganz gut. Ich habe geklatscht und geschrien, aber irgendwie kann ich mich nicht mehr richtig an die Musik erinnern. Was mir allerdings im Gedächtnis geblieben ist: bei der zweiten Band war die Stimmung viel besser. Es machten mehr Leute mit, der Raucherraum und die Bars wurden immer leerer und die Menschen sammelten sich vor der Bühne.
Als dritte Band des Abends trat „New Years Day“ auf. Auch diese Band kannte ich nicht, doch sie haben tolle Stimmung gemacht, ins Mikrofon gebrüllt wie geistesgestörte und eine unglaubliche Energie versprüht Die Sängerin gab alles, schrie und brüllte und sang und kommunizierte mit dem Publikum, stachelte uns an, forderte uns heraus. Und der Gitarrist war anscheinend total davon begeistert dem Publikum alle fünf Sekunden seine abnormal lange Zunge zu zeigen. Der „Konzertraum“ war nun knüppeldicke voll, es gab kein Entkommen mehr. Wer auf Toilette musste, musste seinen guten Platz aufgeben und einige Ellenbogen im Gesicht riskieren.
Schließlich betrat der Hauptact die Bühne. „Escape the Fate“ löste einen Kreischanfall von einigen Mädels aus. Es wurde gedrängelt und ich musste einige Killerblicke losschicken, um nicht eingequetscht zu werden. Na ja, so schlimm war es nicht. Schließlich stand ich am Ende des Konzertes locker fünf Meter näher an der Bühne als am Anfang. Die Stimmung war unglaublich. Den ganzen Abend über hatte sich die Atmosphäre hochgeschaukelt. Mit jedem Lied brüllte man lauter, tanzte wilder und leider schwitzte man auch mehr. Ja, daran denkt man nicht so gerne. Aber, Leute, es war so dermaßen fucking heiß in diesem Schuppen. Ich glaube, das Letzte mal habe ich so geschwitzt als ich 30 kg Ware bei 35 Grad ins Lager runter tragen musste, weil der Fahrstuhl kaputt war.
Ich tanzte. Und wie ich tanzte. Tanzen ist für mich schon immer etwas Besonderes gewesen. Ich habe früher im Verein getanzt, habe es schon immer geliebt. Tanzen hat sich für mich immer wie fliegen angefühlt. Als ich es damals aufgeben musste war ich todunglücklich und habe seitdem äußerst selten wieder das Gefühl gehabt wirklich zu tanzen. Damit meine ich nicht eine einstudierte Choreographie oder wildes Arsch wackeln und Kopfschütteln in der Disko. Tanzen ist für mich inzwischen etwas Anderes, ich definiere es anders, verbinde es mit anderen Dingen. Tanzen ist für mich die Augen zu schließen, die Musik zu fühlen und sich treiben zu lassen, nicht nachzudenken. Sich automatisch im Takt zu bewegen, den Kopf hin – und herwerfen, auf und ab springen. Was auch immer sich gerade richtig anfühlt. Sich im Takt wiegen, den Kopf in den Nacken gelegt und die akustischen Eindrücke auf sich wirken lassen. Und dann öffnet man die Augen, weil es sich nach einigen Minuten wie ein Traum anfühlt und man realisiert, dass es kein Traum ist. Dass das gerade wirklich passiert. Diese Mischung aus Erschöpfung, Zufriedenheit und Adrenalin. Das sind die Momente in denen ich mich am lebendigsten fühle.
Jedenfalls, spielte „Escape the Fate“ dann relativ zum Ende hin „One For the Money“ und die Leute rasteten komplett aus. Die Arme wurden nun unkontrolliert durch die Gegend geschmissen, man kletterte auf die Schultern der anderen Leute und brüllte drauf los, übertönte die Band. Bis der Sänger brüllte: „I want to stay for another night with you guys!“ Die gesamte angestaute Energie des ganzen Abends in diesem Raum explodierte bei diesem Song. Solche Momente sind sehr schwer zu beschreiben, weil man einfach mittendrin sein muss. Sehen muss, wie die Leute voller Leidenschaft den Songtext mit brüllen und man in ihren Gesichtern erahnen kann, weshalb ihnen das Lied oder vielleicht auch die Band so viel bedeutet.
Als die Band schließlich das Lied „This War is Ours“ spielte, forderten sie das Publikum auf einen Moshpit Circle entstehen zu lassen. Sunni wollte mich in diese Richtung ziehen, aber ich wehrte ab und gestikulierte wild. Ich mache ja vieles mit. Aber ich bin nicht lebensmüde. Sie drehte sich um und rannte genau im richtigen Moment mit Vollkaracho in die Menge, die herum hüpfte und sich gegenseitig rumschubste. Ich drehte mich wieder um und tanzte weiter. Ab und zu linste ich mal rüber zu dem Moshpit Circle und erspähte einen grünen Haarschopf. Aha, sie lebt also noch! Umdrehen und weitertanzen. Die Leute rasteten beim moshen immer weiter aus und ich sah mich schon die ganze Nacht mit Sunni in der Notaufnahme sitzen, weil ihr jemand einen der Piercings aus dem Gesicht gerissen hatte. Das ist zum Glück nicht passiert. Stattdessen kam sie am Ende des Liedes wieder zurück zu unserem Platz und hielt sich die rechte Wange. „Ich hab 'ne Schulter in die Fresse bekommen.“ brüllte sie über den Lärm hinweg.
Nach einem ohrenbetäubenden Sprechgesang namens „One more Song“ aus dem dann aber zwei Zugaben wurden, drängelten wir uns zum Ausgang. Ich bekam noch ein High Five von der Verkäuferin des Merchandising Standes und dann stolperten wir in die Nacht hinaus und standen auf der Straße, völlig verschwitzt und high vom Tanzen und der Musik. Dann machten wir uns auf den Weg zu Sunnis Wohnung um halbtot ins Bett zu fallen.
Wir lagen auf dem Bett und uns fiel noch ein, dass ich mich ja von „Twenty One Pilots“ überzeugen wollte. Sunni zeigte mir das Musikvideo zu „Car Radio“. Für jeden der das Video nicht kennt: ein Typ sitzt auf dem Boden, rappt und rasiert sich die Kopfhaare ab. Da der Typ noch total jung aussieht, sagte ich: „Da will man den sofort knuddeln und richtige Muttergefühle machen sich bemerkbar.“ Sunnis Antwort darauf? „Jaja, da lacht meine Gebärmutter.“ Ich weiß nicht ob es der extremen Müdigkeit und den Kopfschmerzen geschuldet war, aber ich musste so sehr lachen, dass ich mich auf dem Bett krümmte und wie wild fluchte, weil ich solche Bauchschmerzen hatte.
Das war ein guter Abschluss für diesen intensiven Abend, der mal wieder an einem Tag war, der einem Schultag vorausging. Heißt, ich habe das zweite Semester des ersten Ausbildungsjahres gleich mit mordsmäßigen Nackenschmerzen und Augenringen begonnen.
Zum Glück ist das nächste Konzert von "Sleeping with Sirens". Die sind ja etwas ruhiger, vielleicht habe ich dann mal keine mörderischen Nackenschmerzen :)
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