Freitag, 18. Dezember 2015

| Musikgebrabbel #4 || We Butter the Bread with Butter, 17.12.2015 Berlin, "Musik und Frieden"

Ich habe bis vor einer Woche noch niemals irgendwas von den BandsWe Butter the Bread with Butter“ oder Desasterkids gehört. Trotzdem sagte ich sofort zu, als eine Klassenkameradin mich letzte Woche bei WhatsApp fragte ob ich mit ihr auf ein Konzert gehen würde. Sie ist mit einigen Leuten aus der Band „Desasterkids befreundet und da wir in der Schule uns immer besser verstanden und bereits drei Konzertbesuche für das nächste Jahr geplant hatten, freute ich mich dennoch auf den Abend.

Ich ging am nächsten Tag in die Theaterkasse meines Vertrauens und musste feststellen, dass die Karten leider schon ausverkauft waren. Am Mittwoch fragte ich dann meine Ziagrettenpausen-Freundin-am-Bahnhof nochmal. Sie ist die Chefin der Theaterkasse dort und ich kann euch nur sagen, haltet euch solche Kontakte warm! Es gab anscheinend doch noch Karten. Und kurz darauf kaufte ich auch gleich zwei.

Nachdem ich mich am Donnerstag durch zwei Klausuren und endlos viel anderem Schulstoff gequält hatte, flitzte ich zu meiner Essensverabredung mit meinem Papa um gleich darauf loszufahren. Um 18.15 Uhr trafen wir uns Warschauer Straße und dackelten zum Club, in dem das Konzert stattfinden sollte. Dieser Club heißt „Musik und Frieden“, früher „Magnet Club“, in dem ich mir schon die eine oder andere Nacht die Füße wund getanzt habe.

Da es sich um relativ unbekannte „Underground-Bands handelte war die Location klein, dementsprechend kurz war also auch die Schlange vor dem Club. Zwanzig Minuten warten, Ausweis und Konzertkarte raus angeln und rein in den Schuppen, erstmal die Toilette aufsuchen und lautstark lachend daran erinnern, wie wir das letzte Mal aus versehen die Herrentoilette stürmten. Die Freundin mit der ich auf dem Konzert war, ist seit geraumer Zeit nämlich auch meine neue Begleitung zum Feiern und tanzen gehen.

Wir gingen in den Raum in dem das Konzert stattfinden würde. Ich kann das Ding nicht mal als Konzertsaal oder Club beschreiben, weil das echt ein kleines Räumchen war. An normalen Clubnächten ist das der Metal-Floor. Sunni sprang auf und ab, klatschte in die Hände, schnappte sich meine Hand und zog mich nach vorne, direkt vor die Bühne, ganz links. Ich hatte den gesamten Abend über regelmäßigen Kontakt mit einem schwarzen Vorhang.

Die erste Band des Abends war To the Rats and Wolves. Auch von denen hatte ich noch niemals irgendwas gehört. Meine Begleitung verriet mir jedoch, dass eine andere Klassenkameradin von uns extrem auf diese Band steht und die Musik abgöttisch liebt. Jedenfalls, ging es sehr schnell los. Laut Wikipedia sind die eine Trancecore-Band. Was auch immer das für eine Musikrichtung sein soll, es hat ordentlich gebebt und in der Birne gewummert, was auch keine Überraschung sein sollte, wenn man direkt vor der Bühne steht und regelmäßig den Schritt des Bassisten im Gesicht hat, der sich mit einem Bein auf die riesige Lautsprecherbox vor uns stellte und mir fast das Auge mit seinem Instrument ausstach. Egal, kennt man nicht, klingt ganz passabel, wummert ordentlich im Kopf, ist laut. Also klatschen, jubeln, mitmachen, springen, tanzen und ich habe auch zum ersten Mal wirklich beim Headbanging mitgemacht. In dem Moment macht das auch alles echt Spaß. Hin und wieder warf ich einen Blick über die Schulter. Hinter uns wurde bereits fleißig gepogt beziehungsweise Moshing betrieben. Wie auch immer man das Definieren will, ist gar nicht so leicht zu erkennen. Es waren vielleicht vier oder fünf Kerle, die extrem aggressiv aussahen und so stark rumgehampelt haben, dass jede Sekunde nach einer potenziellen Schlägerei aussah. Zwei Typen haben sich auch richtig böse angerempelt und sind filmreif übereinander so dermaßen auf den Boden geknallt, dass ich echt dachte die haben sich jetzt verletzt.

Eine Sekunde beobachten. Alles gut? Alles klar! Umdrehen und wieder klatschen, singen, jaulen und springen. Schon nach sieben Liedern gab es dann eine kleine Pause. In dieser Zeit baute „Desasterkids“ alles auf und wir fanden heraus dass ein extremer Groupie von denen neben uns stand. Sie legten los. Ich habe diese Art von Abend wirklich mal wieder gebraucht. Als der erste Song startete, schloss ich die Augen und legte los. Im Rhythmus klatschen, hochspringen, singen, brüllen, tanzen. Richtig hemmungslos tanzen. Scheiß drauf was die anderen denken! Ich habe mir selbst wirklich Mut zureden müssen um aus mich herauszukommen. Und dann habe ich mich komplett fallen lassen. Mit jedem Song schwitzte ich mehr, der Kopf tat mir immer ein kleines bisschen mehr weh, nachdem das Headbanging beendet war.
Eine Sache hat uns extrem Lachen lassen: wenn das Publikum im Takt klatschte, schlug sich der Gitarrist immer wieder mit der Hand gegen den Kopf. Das sah absolut zum Schießen aus. Auch, wenn ich von der Band nur das Lied sicksicksick kannte war ich doch positiv überrascht, wie gut mir die Band gefallen hat obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von diesem ständigem Geschreie bin. An der Mischung aus Schreien und Clean-Gesang habe ich aber mittlerweile echt Gefallen gefunden.

Schließlich baute der Hauptact alles auf. Der Typ der das Mikrofon direkt vor meinen Augen aufstellte, hat das so aggressiv aufgebaut, dass ich ihm zubrüllte „Ich hab' dir nichts getan, weißt du?“. Er hob den Kopf, grinste mich an und zuckte mit den Schultern um dann mit demselben Elan das Ding zusammenzuboxen. Die Band betrat die Bühne und ihr Lieblingswort des Abends war eindeutig Berlin. Ich glaube, ich habe noch nie innerhalb einer halben Stunde so oft den Namen meiner Heimatstadt gehört. Der Gitarrist der, wie sein Vorgänger, die Angewohnheit hatte seine dreckigen und stinkenden Latschen auf die Box vor uns zu knallen hat auch nicht unbedingt angenehm roch, um das mal am Rande zu erwähnen. Ich will gar nicht wissen, was ich da im flackernden Licht nicht genau an seinem Schuh definieren konnte.

Irgendwann in der Mitte des Auftrittes forderte einer der Sänger uns auf uns umzudrehen. Mit den Worten „Während wir hier oben versuchen gute Musik zu machen, labert uns der Techniker die ganze Zeit das Ohr voll.“ wurden wir dazu aufgefordert die Hände zu heben. „Das wird so geil aussehen.“ fuhr er fort. „Ein Meer aus Mittelfingern.“ Und alle streckten dem Techniker den Mittelfinger entgegen um ihn anschließend noch mit Applaus für seine gute Arbeit zu feiern.
Kurz davor, sagte der andere Sänger der Band irgendwas von „Wir sind hier locker 3 Milliarden Menschen in Berlin.“ Er hatte sich wohl nur versprochen. Aber lachen mussten wir trotzdem alle, als sein Kollege dann meinte: „Wir sind hier nicht in China, Alter.“

Auch diese Band war überraschend schnell fertig. Wir dachten als Hauptact würden die etwas länger spielen, haben sie aber nicht. Zuerst haben wir gar nicht bemerkt, dass das Konzert vorbei war. Dann haben wir den Raum verlassen, noch kurz mit dem Bassisten von Desasterkids gequatscht und sind dann auch schon nach Hause gefahren um für die nächste Runde Klausuren schreiben am nächsten Tag mit zu sein. Das war jedenfalls der Plan. Wach waren wir bis 1.30 Uhr, haben uns die Nägel lackiert und über Gott und die Welt gequatscht.

Und heute Morgen war die Schlummerfunktion unser bester Freund und ich habe die Nackenschmerzen meines Lebens. Ernsthaft, ich fühle mich verkatert, obwohl ich keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken habe. Es sei denn in meiner (völlig überteuerten) Cola war irgendwas drinnen. Aber egal, ich hatte einen tollen Abend, habe getanzt, gelacht und gesungen und mich fallen gelassen und schließlich geht es darum!

Das Nächste Konzert, das Sunni und ich geplant haben, beziehungsweise für das wir Karten haben ist dann Escape the Fate am 10. Februar. 2016. Ich freue mich jetzt schon.

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